Jeder, der gerade sein eigenes Business aufbaut, hat den Satz „Fake it till you make it“ entweder schon mal gehört, oder denkt darüber nach, diese „Regel“ umzusetzen. Ich möchte gerne mit dir darüber reden.
Ich möchte für dich und dein Business klären, ob „Fake it until you make it“ wirklich so verwerflich ist, wie es scheint. Und ganz nebenbei reden wir dabei auch über meine eigenen Anfänge als Selbstständiger.
Weil ich dir nicht nur meine Gedanken zu diesem geflügelten Satz mitgeben möchte, sondern auch meine persönlichen Erfahrungen als Selbstständiger, der auch mal irgendwann gestartet ist.
Was bedeutet eigentlich „Fake it till you make it“?
Ich habe mal versucht herauszufinden, von wem dieser Satz stammt. Keine Chance. Ich kann dir nur verraten, dass der Satz irgendwann in den frühen 70er Jahren aufgetaucht ist.
Als „Fake it till you make it“ bezeichnet man das vortäuschen falscher Erfahrungen und Referenzen, um potenzielle Neukunden von der eigenen Leistung zu überzeugen.
Kennst du sicherlich selbst und natürlich nur von anderen:
- Sehr stark beschönigte Lebensläufe.
- Kundenlogos auf Websites, ohne dass derjenige jemals für diesen Kunden gearbeitet hat.
- „Bekannt aus XYZ“ Angaben, weil man mal auf der Website einer Zeitung einen Userkommentar geschrieben hat.
Warum verstört uns dieser Satz so sehr?
Es gibt ein Element, dass uns schon bei der ersten Betrachtung des Satzes stört.
Klar, das Wort FAKE.
Wir verbinden damit nichts Positives und wehren uns innerlich sogar dagegen. Es steht für unangenehme Begriffe wie Betrug, Fälschung und falsche Tatsachen.
Solange wir ethisch und moralisch gefestigt sind, möchten wir uns Business mit solchen Begriffen nicht in Verbindung bringen.
Aber welche Wahl hast du?
Kunden, egal welcher Branche, suchen immer nach dem ultimativen Proof. Dem Beweis, den ihr Gehirn braucht, um einen Kauf abzuschließen, oder sich für einen Service zu entscheiden.
Bei mir war es damals meine Arbeit als Freelancer im grafischen Bereich.
Bei dir mag das dein Online Business oder deine Tätigkeit als Coach sein.
Diesen Proof verschafft sich der Kunde in der Regel über andere Menschen und Unternehmen, die deine Leistung schon mal in Anspruch genommen haben. Dein potenzieller Kunde weiß zum Zeitpunkt des Erstkontakts noch gar nichts von deinem tatsächlichen Können.
Er bewertet dich nach deinen Referenzen und den Erfahrungen anderer.
Weil er dir nicht vertraut.
Viele Business-Starter versuchen dieses Vertrauen durch Markennennungen und Logos aufzubauen. In der Verkaufspsychologie gibt es dazu auch eine ganze Reihe von Studien und Nachweisen, dass dieses Schema funktioniert.
„Fake it till you make it“ hilft dir. Wenn du nur ein einziges Wort austauscht.
Ich möchte dich mit diesem Artikel nicht dazu bringen, das Faken von Referenzen, Lebensläufen und Skills für dein Geschäft zu nutzen.
Früher oder später fliegen solche Praktiken immer auf. Und zerstören dein Geschäft.
Du wirst den Ruf deines Geschäfts nämlich niemals wieder aufbauen können, wenn offensichtlich ist, dass du betrogen hast. Und wenn es auch nur mit Referenzen ist.
Aber ich möchte dich mit diesem Artikel dazu verleiten, nur ein einziges Wort auszutauschen.
Und zwar tauschen wir jetzt das Wort FAKE gegen den Begriff BELIEVE aus.
Believe it till you make it
Klingt schon viel besser, oder?
To believe, also das Glauben an eine Sache. Und an dich und deine Fähigkeiten.
Das sind die positivsten Eigenschaften, die du in dein Geschäft einbringen kannst.
Jemand, der an das glaubt, was er verkauft, strahlt diesen Glauben aus. Jemand, der Vertrauen zu sich, seinen Fähigkeiten und zu seiner Kraft, seinem Kunden zu helfen hat, verkörpert dies in seiner kompletten Ausstrahlung und wirkt souveräner.
Das hat die Sozialpsychologin Amy Cuddy unter dem Motto „Fake it till you become it“ schon sehr eindrucksvoll in einem TED Talk 2013 beschrieben.
Kommen wir doch noch mal auf mich und meine persönliche Geschichte zurück.
In meiner ersten Zeit als Freelancer habe ich mich stark am Faken orientiert. Gebe ich ganz offen zu, ist ja auch schon locker 20 Jahre her.
Ich bin bei einer sehr soften Variante geblieben. Um meine zukünftigen Kunden davon zu überzeugen, dass ich gut bin, habe ich Logos und Designs von frei erfundenen Unternehmen erstellt und auf meine damalige Website gestellt.
Zu keinem Zeitpunkt habe ich dafür die Arbeiten anderer Menschen genutzt. Muss ich kurz dazu schreiben, um in diesem Artikel nicht als komplettes A@@@@-loch dazustehen 😉
Das Ergebnis war tatsächlich, dass mich Menschen kontaktiert haben, um mir eventuell einen Auftrag zu geben.
Es gab nur ein Problem: ich war in meinem Glauben an mich nicht gefestigt. Nach außen hin habe ich es geschafft, mich toll darzustellen. Und zwar immer dann, wenn ich keinen direkten Kontakt mit den potenziellen Kunden hatte.
Sobald ein direkter Kontakt zustande gekommen ist, wurde ich unsicher. Ich hatte Angst, nicht ernst genommen zu werden. Ich befürchtete, dass mich diese gestandenen Geschäftsleute nicht ernst nehmen würden.
Und am meisten hatte ich Sorge, dass ich den Auftrag nicht zufriedenstellend erfüllen konnte, weil ich eventuell einfach nicht gut genug bin.
Mein Switch von Fake zu Believe
Mir hat damals niemand gesagt, dass ich gut bin und nur mich glauben muss. Im Gegenteil.
Aus dem familiären Umfeld war ich eher ein „das schaffst du doch eh nicht“ gewohnt.
Mein Glück war, dass meine ersten Auftraggeber mit meinen Arbeiten zufrieden waren und dies auch zum Ausdruck gebracht haben. Diese Kundenzufriedenheit hat in mir den Glauben an meine Fähigkeiten und meine Person gestärkt.
So sehr gestärkt, dass es mir ab diesem magischen „Switch-Moment“ möglich war, wesentlich souveräner in Gespräche mit Kunden zu gehen. Und viel wichtiger: das Selbstvertrauen zu haben, dass es keinen Auftrag gibt, den ich nicht schaffen kann.
Für den Erfolg meines Business war dieser magische Moment der Umschwung.
Von jetzt auf gleich war ich nicht mir auf ganz kleine Aufträge von Autohäusern und kleinen Geschäften angewiesen. Innerhalb von nur einem Jahr stieg die Zahl meiner Umsätze genauso wie die Größe der Unternehmen, für die ich gearbeitet habe.
Heute, 20 Jahre später, stehe ich wie ein Gorilla vor meinen eigenen Fähigkeiten und meiner Person. Ich weiß, was ich geleistet und erreicht habe.
Wenn du gerade am Anfang deines Business stehst, hoffe ich ich, dass dir meine Geschichte weiterhilft. Ich würde mir für dich wünschen, dass du niemals die Motivation verlierst, an dich selbst zu glauben.
Diese Motivation macht, dass du aktiv und ohne Zweifel am Aufbau deines Geschäfts weiterarbeiten kannst. Auch in Phasen, in denen mal nicht alles so läuft, wie du es dir vorgestellt hast.
Selbstständiges Arbeiten ist eine Achterbahn mit vielen Ups und Downs. Und nur diejenigen, die es nach Downs immer wieder schaffen, durch Motivation und Willen nach oben zu klettern, sind auch langfristig erfolgreich.
Wie ist deine Einstellung dazu?
Wir Selbstständigen, Freelancer und Coaches sind doch hier unter uns 😉
Wie ist deine Meinung zu diesem Thema? Sollte man faken? Muss man es eventuell sogar?
Lass es mich unten in den Kommentaren wissen und lass uns darüber diskutieren.
Anne Lehmberg meint
Vielen Dank für diesen sehr aufschlussreichen Artikel. Sehr gut geschrieben, mit neuen Denkansätzen und in meinen Augen dem richtigen Weg auch für mein Geschäft.
Dieser Glaube fehlt mit momentan ein wenig. Vor 5 Monaten habe ich mit meiner Selbstständigkeit angefangen. Website, Instagram und Podcast sofort eingesetzt. Die Ergebnisse sind ein wenig ernüchternd. Ich komme nicht so richtig weiter.
Da kann es schon mal passieren, dass einem der Glaube schwindet, oder?
Heiko Schneider meint
Liebe Anne,
es gibt überhaupt keinen Grund, an dir oder deinen Fähigkeiten zu zweifeln. Ganz im Gegenteil.
5 Monate sind zum Aufbau deines Online Geschäfts noch gar keine Zeit. Ich weiß, dass es sehr viele „Gurus“ gibt, die dir die absoluten Erfolgsfahrpläne verkaufen, um unheimlich schnell ein Business aufzubauen. Ich weiß aber auch, dass das nicht so schnell geht, wie es dir versprochen wird. Auch das Online-Geschäft ist mit Arbeit und Ausdauer verbunden und funktioniert nicht von jetzt auf gleich.
Bleib am Ball und Zweifel nicht an dir.
Ich drücke dir die Daumen und wünsche dir alles Gute für dein Business!